Junge Menschen und der Start nach der Schule - und was das mit dem Mount Everest zu tun hat…
Stellen Sie sich vor, Reinhold Messner hätte bei seinen Besteigungen des Mount Everest nach dem Motto „mal gucken wohin ich komme“ gehandelt – wäre er mit diesen Gedanken wirklich dorthin gekommen: Auf den Gipfel? Wahrscheinlich eher nicht, vielmehr hat er neben dem felsenfesten Ziel, welches er sich gesetzt hat, handfest rückwärts geplant: Welche Routen gibt es, welches Material benötige ich.
Als Mutter einer Tochter, die diesen Sommer Abi gemacht hat, berichte ich von meinem Erleben der letzten zwei Jahre zum Thema „Wie geht’s nach der Schule weiter?“
Meine Tochter hat es geschafft: sie hat dieses Jahr erfolgreich Ihr Abi gemacht. (Ich bin stolz auf sie). Wie es weiter geht und was das mit dem Mount Everest zu tun hat, später.
Rückblickend gab es viele Höhen und Tiefen. Interessanterweise stand hauptsächlich für mich die Frage: „Wie geht es weiter“ im Raum. Viele Eltern kennen das Thema: die Tochter/der Sohn steuert auf das Ende der Schulzeit zu. Und: Kein Plan und noch viel weniger die Motivation sich darum zu kümmern.
Häufig antworten junge Menschen, wenn sie danach gefragt werden, was sie nach der Schule machen wollen, mit „chillen“ oder Reisen.
So weit so gut. Viele Eltern verzweifeln. (Ich gebe zu, ich war auch sehr unruhig). In dieser Zeit habe ich verschiedene Berufswahltypen kennengelernt:
Typ „alles klar“: Gleich vorneweg, - dieser Typ ist eher selten. Typ „alles klar“ hat bewundernswerter Weise einen Plan, wohin die Berufsreise gehen soll. Entsprechend leicht fällt es diesem Typus die einzelnen Wegstationen zu planen. Herzlichen Glückwunsch, es läuft!
Der zweite Typus ist der „nix entscheiden,- es gibt so viel und ich möchte die perfekte Entscheidung treffen.“ Positiv ausgedrückt ist hier die Absicht, bei der wichtigen Frage 100 % alles richtig zu machen – keine Entscheidung zu treffen, soll den Fehler vermeiden, eine falsche Entscheidung zu treffen. Allenfalls wird das eine oder andere Praktikum gemacht. für eine endgültige Wahl passt es nicht. So vergeht die Zeit ohne ein konkretes Ziel zu haben. Sinnbildlich verharrt man irgendwo, ohne zu wissen auf welchen „Berg“ soll es gehen, was ist mein Ziel.
Ein oder zwei Jahre sind keine Seltenheit. Diesen jungen Menschen möchte ich sagen: Auch wenn vermeintlich keine Entscheidung getroffen wird, vermeidet Ihr dadurch nicht, dass eventuell eine „falsche“ Entscheidung getroffen wird. Manchmal ist es besser einfach zu machen. Etwas auszuprobieren, auch wenn der Job/das Studium vielleicht Nachteile hat. Entscheidungen in Euren jungen Jahren können relativ leicht revidiert werden. Sollte eine Wahl nicht die Richtige sein, so werdet Ihr auf dem Weg wichtige Erfahrungen sammeln. Und diese Erfahrungen sind wertvoll und helfen Euch in der Zukunft weiter. Zum einen wisst Ihr dadurch, was nicht zu Euch passt, zum anderen schätzen potenzielle Arbeitgeber durchaus solche Erfahrungen. Es gehört nämlich Mut und Kraft dazu einen Weg zu ändern. Habt also einfach den Mut eine unvollständige Entscheidung zu treffen! So ein Umweg ist durchaus als Trainingslager für das Besteigen Eures „Mount Everest“ zu sehen.
Nun zum Typus „Es ergibt sich schon was, jetzt ist erst die Schule dran!“ Die Zeit ist ausgefüllt mit Lernen für Klassenarbeiten, es wird vielleicht gejobbt, dann sind Ferien in denen man sich ausruhen möchte. Die gegenwärtigen Themen werden als viel wichtiger als das „Irgendwann“ in der Zukunft wahrgenommen. Auseinandersetzen mit der Berufswelt ist erst mal wenig attraktiv. (Und weit weit weg)
Oftmals läuft es dann so: Die Schulzeit ist vorbei…. Und - es ergibt sich meist „etwas“. Aber halt „irgendetwas“ und so rutschen viele junge Menschen in einen Beruf oder ein Studium, was eigentlich nicht den Stärken und Vorstellungen entspricht. Im schlechtesten Fall wird in diesem Beruf oder in diesem Studium verharrt. Gut, wenn erkannt wird, dass es halt nur „irgendwas“ ist und nicht annähernd der Traumberuf. Sinnbildlich ist man weit weg vom Gipfel des Mount Everest…Was ist meine „Berufung“, was will ich, was ist mir wichtig? Das sind die entscheidenden Fragen, die gestellt werden und berücksichtigt werden wollen, wenn man auf seinem „Mount Everest“ ankommen will. Das ist manchmal mühsam und anstrengend. Doch: Es lohnt sich immer und zu jeder Zeit.
Zurück zu meiner Tochter. Irgendwann habe ich ihr und ihrer Klassenkameradin angeboten, dass wir ein Berufswahlcoaching starten. Ich gab den beiden folgende Metapher mit auf den Weg: Wenn Du auf den Mount Everest willst, dann ist es wichtig vom Gipfel aus rückwärts zu planen. Du wirst wahrscheinlich nicht oben ankommen, wenn Du einfach mal drauf los läufst…im besten Fall kommst Du mit Umwegen dort an, im schlechtesten Fall anderswo. Zusätzlich gab es einige Übungen, die ihre Motivation gestärkt haben ins Tun zu kommen. Hausaufgaben gab es auch. Das war die klassische Recherche zu möglichen Berufen/Studien.
Was soll ich sagen: Beide Mädels sind jetzt frischgebackene Studentinnen. Und es ist für beide das „Traumstudium“. Sie haben alle beide hart für Ihre Studienplätze gearbeitet. (Eine hat sich durch eine Aufnahmeprüfung für die Traum-Uni qualifiziert.) Und ganz ehrlich: Vor zwei Jahren sah das für mich nicht so aus! Jetzt bleibt mir nur noch, die Daumen zu drücken!
Liebe Eltern und Berufswelteinsteiger- gerne unterstütze ich in einem Coaching. Und kommt gerne auch zu zweit (das macht mehr Spaß und bringt guten Austausch). Sprecht mich einfach auf das Berufseinsteigerpaket an.